Kapitel 3: Die schwarze Nacht
Am Bahnhof angekommen, war es schon stockduster draußen und die Gruppe versammelte sich unten am Bahnsteig der U-Bahn.
„Die letzte U-Bahn kommt gleich. Knapp... paar Minuten später und wir hätten die verpasst“ , sprach Haru, der vom Fahrplan kam und sein Handy wegsteckte.
„Wir haben uns ganz schön verplappert in der Klinik“, meinte Yoshi und holte ihr Handy raus.
„Wie machst du das, wenn du die letzte U-Bahn verpasst hast, Shiroi?“, fragte Yatsu neugierig die Weißhaarige.
Kurz dachte sie nach und antwortete dann:
„Naja ich übernacht dann in der Nervenklinik und fahre dann am nächsten Morgen nach Hause. In der Schulzeit bleibe ich nicht lang, stimmt‘s?“, sie sah zu Áori, die ihr zustimmte.
Der Signalton ertönte und eine Stimme wies die Leute auf die kommenden U-Bahn an.
Áori wurde immer nervöser.
Sie drückte die Tasche fester an sich, schaute dabei mit großen Augen in die Richtung, aus der die U-Bahn kommt.
Zwei Lichter erleuchten aus der Ferne und wurden immer größer und heller.
Ihr Körper zitterte bei den Anblick der Scheinwerfer.
Langsam blieb die U-Bahn stehen, nach und nach öffneten sich die Türen und einpaar Fahrgäste stiegen aus.
„Kommst du?“, fragte Haru Shirois Schwester, die gedanklich ganz woanders war.
Sie nickte abwesend und folgte den Anderen in das letzte Abteil der Bahn.
Voll war es nicht und schnell fanden sie auch Plätze.
Shiroi saß in der Mitte, links von ihr saßen ihre Schwester und Yoshi und rechts Haru und Yatsu.
Während die Gruppe auf den Schaffner wartete, begannen Áori und Shiroi wieder an sich über ihre Eltern zu unterhalten, Yoshi suchte verzweifelt Empfang mit dem Handy und die Jungs lauschten und beäugten ihre Umgebung.
„Was für ein Tag, nicht war?“, fragte Yatsu seinen Freund, doch dieser nickte nur.
Es dauerte nicht lang und der Schaffner kam in das fast leere Abteil.
Zuerst machte er halt bei zwei kleinen Mädchen, die schräg von der Gruppe saßen.
Zwei Grundschülerinnen in auffälligen Lolitakleidern, wo die Schwarzhaarige schon halb schlief und den Kopf auf der Schulter der Anderen, mit den langen blonden Haaren hatte.
„Waren wohl auf einer Mottoparty. So rennt doch niemand mehr rum“, kommentiere der Junge mit der Mütze und beobachtete die Drei weiter.
„Keine Ahnung, aber um die Uhrzeit sollten die eigentlich schon schlafen“, war Haru der Meinung und suchte schon seine Fahrkarte in der Brieftasche.
Auch Shiroi und Áori sahen zu den kleinen Mädchen.
„Die sehen ja süß aus! Wie kleine Puppen!“, fand die Jüngere von beiden.
Der Schaffner streichelte den beiden Lolitas auf den Kopf und ging weiter.
Die Blonde und wachere von beiden drehte sich um und rief dem Schaffner nach:
„Bald dürfen Aza-chan und ich es auch spielen, wie du, Papa!“Der Schaffner lachte nur und ging auf Shiori und ihren Freunden zu.
„Die Fahrscheine, bitte!“, bat er freundlich und schob sich seine Brille höher.
Auf seiner Dienstmarke, die an seiner Arbeitskleidung befestigt war, stand sein Name: M. Noriba.
- klick mich (Mako Noriba, 32 Jahre):
„Reden"
„Natürlich“, erwiderte Shiroi und gab ihm zwei Fahrscheine in die Hand, eine galt für Áori und die Andere für sich selbst. Auch Haru und Yatsu zeigten ihre Fahrkarten vor, nur Yoshi war mit ihren Gedanken bei ihrem Handy.
„Hier unten werden sie kein Empfang bekommen, aber ich hoffe, ich bekomme auch ihren Fahrschein“, sprach Noriba zu der Brillenträgerin.
„Wieso ist die U-Bahn nur so Rabbit Doubt unfreundlich? Hier!“Leicht bockig gab sie dem Mann das Ticket, er stempelte es ab und gab es ihr wieder:
„Tja wäre es so ‚freundlich‘, würde ich auch die ganze Zeit mit dem Handy rumrennen.“„Wohl auch ein Mitglied, was?“, fragte Yatsu neugierig, während Áori sich verkrampfte und Shiroi dazu unhörbar kommentierte:
„So ein dummes Spiel."„Ja und meine Mädchen, da vorne, wollen mit 10 auch mitspielen, aber das Spiel ist erst ab 12 Jahren. Da müssen Azami und Riri noch warten“, erzählte er, schaute dabei zurück zu den beiden Grundschülerinnen.
Die Blonde kam sofort angerannt, als hätte sie aus der Ferne die Unterhaltung und ihren Namen verstanden.
„Guck mal! Ist der Anhänger nicht süß? Ich will auch so einen!“ , bettelte sie und hielt eine Zeitschrift hoch.
Sie zeigte auf ein Bild von den Rabbit Doubt-Hasen als Anhänger, den Yoshi auch an ihrem Handy hatte, und sah ihren Vater mit großen Hundeaugen an.
Auch das andere Mädchen kam mit langsamen Schritten und gähnend zu der Gruppe.
Sie rieb sich die Augen und stellte sich neben ihrer Schwester.
„Wenn Ri-chan einen bekommt, will ich auch so einen... haben“, sagte sie mit schläfrigen Worten.
- klick mich (Riri Noriba und Azami Noriba, beide 10 Jahre):
„Reden"„Reden"
Shiroi musterte die beiden, fast puppenhaften Lolitas.
Riri oder auch Ri-chan, wie sie von ihrer Schwester genannt wurde, war die Blonde.
Sie hatte sehr lange offene Haare, die ihr zum Po gingen, trug dazu einen Haarreif mit Ruschen mit weißen Blumen und ihre strahlend blaue Augen stachen im allem heraus.
Ihr schwarz-weißes Kleid hatte viele Ruschen, Spitzen und Schleifen, dazu trug sie eine weiße Strumpfhose und schwarze Schuhe.
Azami war im Gegensatz zu Riri schwarzhaarig wie ihr Vater.
Ihre Haare waren auf der linken Seite zusammengebunden und gingen ihr nur knapp über die Schulter und trug im Haar eine Spange mit roten Rosen drauf.
Auch ihre Augen waren schwarz, wie die von Herrn Noriba.
Ihr Kleid hatte mehr von einem Dienstmädchenoutfit, weniger Ruschen und Spitzen.
Eine weiße Bluse trüg sie unter ihrem ärmelfreiem schwarzem Kleid und eine große Schleife hinten. Sie trug auch keine Strumpfhose, aber dafür schwarze Stiefel, bis zum Knie und in der gleichen Farbe auch Handschuhe.
Vor der Körpergröße her waren beide gleich groß und so kam Shiori der Gedanke, dass beide Mädchen wohl Zwillinge waren, ob wohl sie sich nur im Gesicht sehr ähnlich sahen.
Der Vater wandte sich zu den Mädchen und hockte sich runter zu ihnen:
„Vielleicht zu Geburtstag, aber nur wenn ihr lieb seid.“„Wir sind immer lieb!“, protestierte Riri und auch Azami meldete sich munterer:
„Wir machen nie was Böses!“, sie legte eine Pause ein, bevor sie weitersprach:
„Wir haben sogar auf Omas Wunsch diese Kleider angezogen, nur weil sie die so süß fand."„Doch keine Mottoparty... Großelternzwang“, korrigierte sich Yatsu für seine Vermutung.
„Und jetzt fahrt ihr nach Hause?“, informierte sich Áori.
Die beiden Mädchen nickten und antwortenden zeitgleich: „Endhaltestelle!“
„Was für ein Zufall wir auch“, machte Haru sie aufmerksam,
„Wollt ihr euch zu uns setzen? Wir könnten euch von Rabbit Doubt erzählen.“Der Vorschlag erfreute die beiden Kinder.
Sie setzen sich gleich neben Yatsu und lauschten allen zu, was sie über Rabbit Doubt berichteten, während ihr Vater weiterging.
Auch Shiroi hörte zu und wieder weckte es ihre Interesse und Neugier.
„Das Spiel macht spaß. Ich würde es gerne mal wieder spielen, aber Papa will es nicht. Er hat Angst, dass mir wieder etwas passiert und ich hab auch Angst“, flüstere Áori ihr zu,
„Vor IHR. Sie ist bestimmt hinter mir her... Das Spiel ist noch nicht vorbei...“In Shiroi breitete sich innerlich eine Angst aus.
Sie kannte die Geschichte vor 10 Jahren, als Áori sich mit Freunden aus dem Spiel traf und alle, bis auf sie, Opfer einer Irren in einem verlassen Vergnügungspark wurden.
Ein Mädchen, die wie der Wolf im Spiel einen Hasen, nach dem Anderem tötete.
Shiroi schielte zu der Hasen-Tasche, die, wenn sie ein Lebewesen wäre, von Áori schon mehrmals erwürgt worden wäre.
Seit diesem Ereignis klammerte sich ihre Schwester an die Tasche.
Dank den Blutflecken, die leicht erkennbar waren, schoss Shiroi Bilder in den Kopf, die nur vermuten ließ, was sich wirklich abgespielt hatten.
Ihre Schwester sprach nicht gerne darüber und wenn, dann brach sie in Panik, wenn sie die Namen der Personen aufzählte.
//Hikári, Seishin... Kaede//Das Mädchen versuchte im Gedanken, die Namen aufzuzählen, die ihre Schwester fast jede Nacht aufzählt.
Nur ein Name blieb in ihrem Kopf hängen:
//Haná...//Das Mädchen, das angeblich alle getötet haben soll.
Der Name löste in Áori riesige Panik aus.
Die Polizei fand die Mörderin nie, denn nur der Vorname brachte nichts.
Sie waren der Meinung, dass es vielleicht auch nur ein Fakename war.
Jedoch erstaunte es Shiroi, dass ihre Schwester bis jetzt keinen Anfall hatte.
Alle um sie herum sprachen vom Spiel, doch sie schien mit diesem Thema kein Problem mehr zu haben, wie früher.
//Vielleicht hab ich übertrieben, wegen diesem Spiel, und Schwesterherz kommt mit allen jetzt besser klar.//Die Zeit verstrich in Windeseile und noch eine Haltestelle stand ihnen noch bevor.
In dem Abteil war es, bis auf die fünf Freunde und den beiden Mädchen, menschenleer.
Der Schaffner kehrte zurück und gesellte sich zu den jungen Leuten.
„Noch einpaar Minuten, dann sind wir so gut wie zu Hause und da heißt es für euch beiden ‚ab Schlafen!‘. Seit ihr schon müde?“ , fragte er seine beiden Zwillinge, doch sie schüttelten die Köpfe.
Riri stand auf und umarmte ihren Vater und gab vor ihm an:
„Haru und die Anderen erzählen so tolle Sachen. Wir wollen auch Rabbit Doubt spielen! Aza-chan und ich würden zusammen alle Rätsel lösen und den Wolf überführen, bevor der 'Möhre‘ sagen kann!“„Papa! Yoshi ist sogar besser als du!“ , lobte Azami die Rabbit-Doubt-Süchtige ganz links.
„Tze! So gut ist sie gar nicht! Sie gibt doch nur an!“ , maulte Yatsu und wurde sofort von Yoshi unterbrochen:
„Du bist doch nur eifersüchtig, weil du bis jetzt nur EINMAL gewonnen hast!“Wieder fingen die Beiden an, sich anzukeifen.
//Ihre Hassliebe ist echt was besonderes!//dachte sich Shiroi, konnte sich dabei das Lachen nicht verkneifen.
„Lach nicht! Spiel erst mal selbst, bevor du dich über mich lustig machst! Obwohl du dann bestimmt noch schlechter bist. Vielleicht solltest du es doch lassen.“, war der Junge mit der Mütze der Meinung und auch Yoshi warf ihrer besten Freundin ihre Meinung an den Kopf:
„Shiroi, du hast keine Ahnung! Werde erst mal selbst Mitglied, dann kannst du mit uns darüber reden. Erst dann bist du ein Insider!“Áori, Haru und der Rest waren still.
Niemand wollte sich in diesem Gespräch einmischen.
„Ihr beiden macht mich fertig! Ihr sagt dauert, ich soll mitspielen, wahrscheinlich nur, damit ihr einen habt, der noch schlechter ist als Yatsu!“, sprach Shiroi und ließ den Kopf sinken.
„Du wärst bestimmt nicht schlecht“ , munterte ihre eigene Schwester sie auf und nahm sie in die Arme.
//Áori... Ich kann mich echt glücklich schätzen, dich zu haben.//Shiroi drückte sich näher an ihre große Schwester, doch als plötzlich die U-Bahn eine Vollbremsung machte, fielen sie beide fast runter von den Sitzen.
Auch Yoshi und Haru fanden nur knapp halt auf ihren Platz, während Yatsu Azami festhielt, damit sie nicht runterfiel.
Der Schaffner drückte sie andere Tochter an sich und sucht halt an den Stangen.
Als alles stillstand, lag Ungewissheit im Abteil.
„Was war das?“, fragte Haru, er stand auf und schaute aus dem Fenster.
Auch der Rest sah verwundert raus.
Noriba schob Riri zu ihrer Schwester und entfernte sich von ihnen mit den Worten:
„Ich werde mal nachsehen, was los ist. Keine Panik, ich werde euch gleich bescheid sagen, was passiert ist.“Die beiden Grundschülerinnen nickten und hielten sich fest an der Hand.
„Was könnte passiert sein?“, fragte Áori und erkannte nichts draußen, außer Mauern, die durch die kleinen Scheinwerfer an der Decke, beleuchtet wurden.
„Ein Stromausfall kann es nicht gewesen sein, Licht ist draußen und hier drinnen an“, erklärte Yatsu, der sich in bockig setzte.
„Vielleicht ein technisches Problem oder so“, sagte Yoshi.
//Hoffentlich geht es bald weiter//dachte sich Shiroi, auch sie sah immer noch raus.
Plötzlich spürte sie eine Hand auf ihrer Schulter.
Sie dreht den Kopf zur Seite, wo Haru sie anlächelte und zu ihr sprach:
„Mach dir keine Sorgen. Es geht bestimmt gleich weiter.“Sie nickte nur und wandte sich dann zu den Zwillingen.
„So was ist noch nie passiert...“, flüsterte Azami ängstlich vor sich hin und auch Riri blickte leicht panisch rum.
Beide zitterten am ganzen Körper und die Aufregung stand ihnen im Gesicht.
Yatsu löste sich von seiner Haltung und nahm seine Schultasche auf den Schoß.
Er öffnete seine Tasche und holte seine Jacke raus, die er den beiden Zitteraalen über ihren beiden Schultern legte.
Sie nahmen die Jacke dankend und zogen sich die Jacke so an, dass sie wie ein Körper mit zwei Köpfen aussahen.
„Wie lieb von dir“, lobte Shiroi ihn und sprach nach einer kleinen Pause weiter:
„Du kannst ja doch mit Frauen umgehen.“Der Junge mit der Ballonmütze reagierte auf die zweite Bemerkung nicht.
Er drehte sich von Shiroi weg und zog sich die Mütze weiter runter um sein leicht errötetes Gesicht zu verdecken.
„Wo bleibt denn Papa?“, fragte Azami, die sehnsüchtig zur Abteilungstür schaute.
„Er hat gesagt, dass er gleich wieder da ist“, meinte Riri und zappelte in der Jacke herum.
Auch Shiroi sah zu Tür.
Ungewissheit und Unruhe machten sich in ihr breit.
„Er braucht wirklich lange. Was da wohl passiert ist?“, fragte sie sich.
„Vielleicht sollten wir mal nachschauen“, schlug Yoshi vor und stand auf.
Auch der Rest stand auf und gemeinsam gingen sie zur Tür.
Riri öffnete die Jacke und befreite sich von ihr.
„Zu zweit in einer Jacke laufen, geht nicht“, wisperte sie zu ihrer Schwester, die jetzt allein die Jacke anhatte, und lief neben ihr.
Als sie an der Tür angekommen waren, öffnete Yatsu diese.
Beim Ausblicke wunderte sich die Gruppe plötzlich.
Vor ihnen war nichts, außer der schlecht durchleuchtete U-Bahn-Tunnel.
Wie aus dem Nichts begann Riri an zuschreien und auch Azami fing an laut zuweinen.
„H-Herr... Noriba...!?“Alle schreckten zusammen, als sie vor dem Abteil den Schaffner auf den Schienen liegen gesehen haben.
Sein Gesicht war mit Blut verseht und er bewegte sich nicht.
Yoshi ging vorsicht auf ihn zu und musterte den Mann.
„Papa!“, schrie Riri und rannte zu ihm.
Sie schüttelte ihn und sprach immer wieder an, doch er reagierte nicht.
Azami klammerte sie an Yatsu und flüsterte:
„W-Was ist mit ihm? Wer hat Papa wehgetan?“Doch niemand konnte ihre Frage beantworten.
„Yoshi... Ist er...?“Shiroi traute sich nicht weiter zusprechen.
Sie ging einige Schritte zurück und nahm ihre Schwester an die Hand.
Yoshi wandte sich zu der Gruppe und wollte gerade Shiroi antworten, als sie dann eine Gestalt neben dem Abteil sah.
„Wer ist da?!“, fragte sie, doch die Person rannte sofort weg.
„Den kriege ich!“, meinte Haru und rannte der unbekannten Person hinterher, auch Yatsu wollte losrennen, aber Azami krallte sich an ihm fest.
„Haru kriegt die Person schon. Als uns lieber wieder reingehen. Dort sind wir sicher“, schlug Yoshi vor und nahm Riri an die Hand, doch sie wollte nicht und hörte nicht aufzuweinen.
„Jetzt komm schon“, befahl die Brillenträgerin und zog das Mädchen, ob sie nun wollte oder nicht, mit sich.